Die euid-Wallet wird schon bald allen EU-Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen. Welche Möglichkeiten sich daraus für die Nutzerinnen und Nutzer ergeben und welchen Beitrag die Lösungen von Signicat hierbei leisten, erläutert Philipp Wegmann (Foto), Country Manager DACH bei Signicat, im Interview mit Identity Economy. 

  • Herr Wegmann, wie beurteilen Sie die Auswirkungen der euid-Wallet auf den Markt für digitale Identifizierung – welche Vorteile ergeben sich für die Nutzer?

Die Einführung der Europäischen Wallet für digitale Identitäten bedeutet mehr als nur eine weitere eID; sie stellt einen umfassenden Wandel bei der Verwaltung digitaler Identitäten dar, bei dem Nutzerorientierung, Sicherheit und Interoperabilität im Vordergrund stehen. Gleichzeitig spiegeln die Änderungen bei den Vertrauensdiensten das Engagement für die Verbesserung der Zuverlässigkeit und Sicherheit von Online-Transaktionen wider. Zusammengenommen unterstreichen diese Fortschritte das Engagement Europas für die Gestaltung einer vertrauenswürdigen und widerstandsfähigen digitalen Zukunft.

  • Signicat ist an den beiden groß angelegten Pilotprojekten für die europäische digitale Identität börse NOBID und EWC beteiligt – welche Rolle spielt Signicat dabei genau?
Philipp Wegmann, Country Manager DACH bei Signicat
Philipp Wegmann, Country Manager DACH bei Signicat

Die EU-Wallet ist ein zentrales Instrument, das das Erschließungspotenzial für die Kunden von Signicat über alle europäischen Wallets hinweg demonstriert. Signicat fungiert als Vermittler, der die Identität und Bescheinigungen für seine Kunden vermittelt, und zwar gleichzeitig mit anderen eIDs. Der Prozess umfasst das Signieren und Versiegeln von Transaktionen mit Wallets sowie die Ausstellung von Bescheinigungen für das Wallet durch die Lookup-Dienste von Signicat. Zusätzlich zu diesen Aufgaben spielt Signicat eine entscheidende Rolle in operativen Projekten, indem es die Position des Work Package Leads übernimmt. Dieses vielseitige Engagement zeigt, dass Signicat maßgeblich an der Erleichterung nahtloser Transaktionen beteiligt ist und die Vielseitigkeit und Effektivität der EU Wallet innerhalb der europäischen digitalen Identitätslandschaft unter Beweis stellt

  • Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der euid-Wallet auf den Markt für digitale Identifizierung – welche Vorteile ergeben sich für die Nutzer?

Die potenzielle Wirkung der EU-Wallet ist beträchtlich, denn sie verspricht allen EU-Bürgern kostenlosen Zugang zu einer mobilen nationalen eID. Diese digitale Identitätslösung gewährleistet durch die Funktionen der Identitäts- und der Brieftaschen-App eine staatliche Sicherheit und ist somit bei öffentlichen und privaten Dienstleistern und über nationale Grenzen hinweg einsetzbar. Darüber hinaus ist die EU-Wallet so konzipiert, dass sie erweiterbar ist, verifizierte Attribute aus verschiedenen qualifizierten Quellen enthält und die Verwendung qualifizierter Signaturen ermöglicht. Diese Initiative zielt insbesondere darauf ab, das Fehlen von eID-Angeboten in den Mitgliedstaaten zu beheben, die derzeit nicht über solche Systeme verfügen.

Die Freiwilligkeit des Erwerbs der Wallet birgt jedoch gewisse Risiken. Der Erfolg der EU-Wallet hängt von entscheidenden Faktoren wie dem Vertrauen der Öffentlichkeit und der Bereitschaft zur Einführung dieser Technologie ab. Darüber hinaus ist die aktive Förderung ihrer Nutzung durch die Dienstanbieter für eine breite Akzeptanz unerlässlich. Der letztendliche Erfolg der EU-Wallet kann von Mitgliedstaat zu Mitgliedstaat unterschiedlich ausfallen, was die Frage nach der Akzeptanz und Beliebtheit der Technologie in den verschiedenen Regionen aufwirft. Diese Überlegungen machen deutlich, dass eine umfassende Strategie erforderlich ist, um potenzielle Herausforderungen zu bewältigen und die erfolgreiche Integration der EU-Wallet in die vielfältige Landschaft der europäischen digitalen Identitätslösungen sicherzustellen.

  • Wie beurteilen Sie die Marktentwicklung selbst in Bezug auf KI, Biometrie, SSI und den Trend zu integrierten Plattformen?

Die EU-Wallet ist ein Beispiel für eine “SSI-inspirierte” eID, die die Grundsätze der Self-Sovereign Identity (SSI) mit Nutzerkontrolle verkörpert und dennoch “verwaltet” wird. Dieser innovative Ansatz entspricht dem allgemeinen Trend bei anderen eID-Anbietern, die ebenfalls SSI-inspirierte Prinzipien anwenden, auch wenn sie sich nicht streng an das “reine SSI”-Modell halten. Gleichzeitig erfährt die Landschaft der Identitätsüberprüfung durch den zunehmenden Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) einen bedeutenden Wandel. KI verbessert zwar die Identitätsüberprüfungsprozesse, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich, insbesondere durch das Aufkommen von Bedrohungen wie Deep Fakes. Darüber hinaus wird erwartet, dass die Zukunft der Identität eine wachsende Abhängigkeit von biometrischen Daten sowohl für Überprüfungszwecke als auch für die Implementierung von eIDs mit sich bringt. Diese vielschichtige Entwicklung unterstreicht die Dynamik der Identitätstechnologien, die eine kontinuierliche Anpassung an neue Trends und das ständige Streben nach sicheren und nutzerorientierten Lösungen in der digitalen Welt widerspiegelt.