Stellen Sie sich vor, ein Computer analysiert Ihr Gesicht während eines Bewerbungsgesprächs und entscheidet über Ihre berufliche Zukunft. Science Fiction? Keineswegs. Diese Technologie ist bereits Realität und wird in den USA von Unternehmen eingesetzt – obwohl ihre wissenschaftliche Grundlage mehr als fragwürdig ist. In der EU ist der Einsatz KI-gestützter Verfahren zur Emotionserkennung bei der Personalauswahl verboten.[1]Der Einsatz von KI im HR-Bereich und die Regulierung durch die KI-VO[2]EU Kommission: Künstliche Intelligenz – Fragen und Antworten.

Eine bahnbrechende Überblicksstudie aus dem Jahr 2019 kam zu einem alarmierenden Ergebnis: Es gibt keine verlässlichen wissenschaftlichen Beweise dafür, dass man den emotionalen Zustand einer Person anhand ihres Gesichtsausdrucks zuverlässig ablesen kann[3]Emotional Expressions Reconsidered: Challenges to Inferring Emotion From Human Facial Movements. Trotzdem breitet sich der Einsatz von Emotionserkennungssoftware rasant aus – nicht nur in der Personalauswahl, sondern zunehmend auch in Bereichen der öffentlichen Überwachung.

Die trügerische Wissenschaft hinter der Emotionserkennung

Die Geschichte dieser problematischen Technologie beginnt mit den Arbeiten von Silvan Tomkins[4]Affect Imagery Consciousness: Volume I: The Positive Affects und Paul Ekman((