Die EU führt schrittweise ihr Entry/Exit System ein – ein biometrisches Grenzregime, das Reiseströme beschleunigen und illegale Aufenthalte identifizieren soll. Während erste Flughäfen und Landübergänge bereits operieren, offenbaren Verzögerungen an neuralgischen Punkten wie Dover die Komplexität des Vorhabens. Parallel entwickeln Technologieanbieter dokumentsfreie Systeme, die den nächsten Automatisierungsschritt vorwegnehmen.


Das EU Entry/Exit System verfolgt ein doppeltes Ziel: kürzere Wartezeiten für Reisende und lückenlose Erfassung sogenannter Overstayer – Drittstaatsangehörige, die zwar legal einreisen, dann aber über die erlaubte Aufenthaltsdauer hinaus im Schengen-Raum verbleiben. Im Rahmen der visafreien Einreise etwa gilt eine Obergrenze von 90 Tagen innerhalb eines 180-Tage-Zeitraums. Bisher dokumentierten lediglich Stempel im Pass die Grenzübertritte, ohne dass systematisch erfasst wurde, ob jemand tatsächlich ausgereist ist. Die biometrische Datenbank schließt diese Lücke: Bei jeder Ausreise erfolgt ein Abgleich, und wer nicht erscheint, wird im System markiert – was sowohl die Identifikation bei künftigen Einreiseversuchen als auch die gezielte Fahndung innerhalb Europas erleichtert.

Nach jahrelangen Verzögerungen nimmt das Projekt nun an mehreren europäischen Standorten operative Gestalt an. Der Flughafen Zürich ging am 17. November 2025 mit Technologien des deutschen Anbieters secunet in Betrieb. Automatisierte Gates und Kiosksysteme ermöglichen Reisenden die Selbstregistrierung biometrischer Daten, was den Personaleinsatz an den Kontrollstellen entlasten soll. Palma de Mallorca folgte kurz darauf mit einem System, das bei Ersteinreise Fingerabdrücke und Gesichtsbilder erfasst und bei Folgebesuchen auf reine Gesichtserkennung setzt. Manuelle Passstempel bleiben dort bis April 2026 als Übergangslösung erhalten. An der polnisch-belarussischen Grenze operieren seit dem 19. November die Übergänge Bobrowniki und Kuźnica mit dem vollständigen biometrischen Erfassungsprogramm.

Zugleich demonstrieren diese Rollouts die ungleiche Implementierungsreife innerhalb Europas. Der Port of Dover, einer der verkehrsreichsten Grenzübergänge des Kontinents, verschiebt seinen EES-Start auf Anfang 2026. Die ho…