Die EU plant bis Ende 2026 die Einführung von Digital Identity Wallets – ein ambitioniertes Projekt, das verspricht, die fragmentierte Identitätsverwaltung zu vereinheitlichen. Doch Kritiker warnen vor Überwachungsrisiken, technischen Problemen und einer möglichen digitalen Spaltung der Gesellschaft.


Eine digitale Revolution steht bevor

In einer zunehmend vernetzten Welt stehen wir vor einem fundamentalen Problem: Unsere digitalen Identitäten sind über unzählige Plattformen und Dienste fragmentiert. Jeder Online-Service erfordert ein eigenes Benutzerkonto, eigene Passwörter und separate Verifizierungsprozesse. Diese Zersplitterung ist nicht nur ineffizient, sondern auch ein Sicherheitsrisiko für Millionen von Nutzern.

Die Europäische Union hat erkannt, dass ein Paradigmenwechsel notwendig ist. Mit der Einführung von Digital Identity Wallets bis Ende 2026 soll ein einheitliches, sicheres und nutzerfreundliches System entstehen, das Bürgern, Unternehmen und Organisationen eine vollständige Kontrolle über ihre digitalen Identitäten ermöglicht.

Das Wallet-Konzept: Lösung oder neue Abhängigkeit?

Das Herzstück der europäischen Vision ist das Wallet-Modell – alle wichtigen Identitätsdokumente in einer digitalen Geldbörse, ausgestellt von “vertrauenswürdigen” Institutionen. Was auf den ersten Blick wie eine Vereinfachung aussieht, wirft jedoch grundsätzliche Fragen auf: Wer definiert, welche Institutionen vertrauenswürdig sind? Und was passiert, wenn diese zentralen Stellen kompromittiert werden oder ihre Macht missbrauchen?

Datenschutzexperten warnen vor einem Paradox: Während das System verspricht, Nutzern mehr Kontrolle zu geben, entstehen gleichzeitig neue Abhängigkeiten von staatlichen und technischen Infrastrukturen. Die selektive Offenlegung von Daten mag technisch elegant sein, aber sie erfordert, dass alle sensiblen Informationen zunächst zentral erfasst und gespeichert werden.

Für Organisationen mögen die Effizienzgewinne verlockend erscheinen, doch die Realität könnte ernüchternd sein. Digita…