Die skandinavische Identitätsplattform erweitert ihr Portfolio um globale Firmendaten. Ein solider Schachzug – doch die strukturellen Profitabilitätsfragen bleiben unbeantwortet.


Die Partnerschaft zwischen Signicat und Markaaz folgt einer erkennbaren Logik. Die norwegische Identitätsplattform ergänzt ihre Orchestrierungsfähigkeiten um Zugang zu 542 Millionen Unternehmenseinträgen aus 200 Ländern und automatisiert damit KYB-Prozesse vom Onboarding bis zum kontinuierlichen Risikomanagement. Für Finanzinstitute und Supply-Chain-Ökosysteme, die AML- und Betrugsprävention priorisieren, entsteht eine einheitliche Entscheidungsschicht für Privatpersonen und Unternehmen gleichermaßen.

Strategisch baut Signicat damit auf der Inverid-Akquisition vom Juli 2025 auf. Der niederländische Spezialist brachte mit ReadID die weltweit erste NFC-basierte mobile Lösung zur Ausweisverifikation ein: Statt Dokumente per Kamera zu scannen und via OCR auszulesen, greift ReadID direkt auf den kryptographisch geschützten Chip in Pässen oder Personalausweisen zu – manipulationssicher und mit höchster Assurance-Stufe. Zu den Kunden zählen Banken wie Rabobank und ING, aber auch Grenzschutzbehörden wie Frontex. Zusammen mit den bereits vorhandenen Anti-Fraud-Orchestrierungslösungen RiskFlow und Mint, die verschiedene Prüfschritte zu integrierten Workflows bündeln, erweitert Signicat damit seine Fähigkeit, Identitätsprüfungen end-to-end zu steuern.

Markaaz liefert nun UBO-Daten und Firmografiken – also einerseits Informationen über die wirtschaftlich Berechtigten hinter verschachtelten Unternehmensstrukturen, andererseits strukturierte Firmenmerkmale wie Branche, Rechtsform, Mitarbeiterzahl und Umsatzklasse, wie sie hierzulande etwa die Creditreform anbietet. Beides zusammen bildet die Grundlage für automatisierte Unternehmensverifikation und ist ein weiterer Baustein für die “europäische Identitätsmacht”, die sich Signicat auf die Fahnen geschrieben hat.

Doch hinter der Wachstumsrhetorik verbergen sich ungelöste Strukturprobleme. Signicats Geschichte ist geprägt von Bolt-on-Deals, die kurzfristig Umsatz generieren, langfristig aber Integrationskosten und Cash-Burn treiben. Die Markaaz-Partnerschaft erweitert zwar das Datenangebot, löst aber nicht das Kerndilemma: Die Abhängigkeit von Drittdaten birgt Aktualitäts- und Genauigkeitsrisiken, und die Monetarisierung bleibt fragil.

Die Zinsfrage als Stresstest

Die Compliance-Branche, in der Signicat operiert, ist zyklischer als ihre Protagonisten zugeben mögen. In Hochzinsphasen wie 2023 bis 2025 boomt das Geschäft: Banken und Mittelständler prüfen mehr Transaktionen, allocieren Kapital effizienter und zahlen bereitwillig für umfassende Orchestrierung. Signicat profitiert durch höhere Volumina und stabilere Preise.

Bei Zinssenkungen dreht sich diese Dynamik um. Unternehmen priorisieren dann Kostensenkung über umfassende Verifikation und begnügen sich mit “good enough”-Lösungen. Die Folge sind Preiskriege und schrumpfende Margen – ein Muster, das sich bei vergleichbaren Plattformen beobachten lässt. Raisins EBITDA-Wachstum etwa ging 2024 zu fast 70 Prozent auf den Zins-Turbo und Einmaleffekte zurück, nicht auf organische Stärke.

Aktuell spricht wenig für eine baldige Niedrigzinsphase. Die EZB dürfte ihre Leitzinsen bis Ende 2026 um zwei Prozent halten, getrieben durch moderate Inflation nahe de…