Von Ralf Keuper
Am 3.09. hatte ich Gelegenheit, auf dem Glory Innovation Forum 2019 in Bonn zum Thema Digitale Identitäten und Payments zu sprechen.
Digitale-Idenitäten-und-Payments-komprimiertAus dem Publikum, konkret von Rudolf Linsenbarth, kam die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, die ID des Kühlschranks an die ID seines Besitzer zu koppeln, quasi als Derivat. Damit hätte der Nutzer die Kontrolle über die ihm zugeordneten Geräte. Möglicherweise könnte das mit selbstverwalteten Identitäten gehen. Bislang ist das gängige Vorgehen so, dass die Geräte von den Herstellern mit einem Zertifikat versehen werden, das als sichere digitale Identitäten fungiert.
Ein weiterer Hinweis aus dem Publikum betraf rechtliche Fragen, vor allem mit Blick auf das viel zitierte Sozialkreditsystem in China. Besteht nicht die Gefahr, dass wir mit Digitalen Identitäten zu viel Informationen offenlegen, die für die jeweilige Transaktion überhaupt benötigt wird – es also quasi zu einer Hyper-Identifikation kommt. Müssen wir uns überhaupt immer in irgendeiner Form ausweisen? Was heute mit Bargeld noch möglich ist, sollte künftig auch digital möglich sein, nämlich Transaktionen anonym abzuwickeln. Also quasi die Geldkarte – nur noch digitaler. Der letzte Gedanke stammt übrigens ebenfalls von Rudolf Linsenbarth.
Fest steht für mich, dass Digitale Identitäten im Bereich Payments an Einfluss gewinnen und das Bargeld weiter zurückdrängen werden. Mit der Verbreitung von IoT- und M2M-Payments wird sich dieser Trend noch deutlich verstärken.
Wichtig ist jedoch, dass wir nicht vergessen, dass es keinen Technikdeterminismus gibt. Nicht alles, was digitalisiert werden kann, muss auch digitalisiert werden. Jedenfalls solange nicht, bis heute erreichte Standards, wie eben das Recht auf Privatheit, nicht unterminiert werden. Dass dieser Punkt in anderen Teilen der Welt anders gehandhabt wird, heisst nicht, dass dem in jedem Fall Folge zu leisten ist. In Europa brauchen wird dringend Standards und Verfahren, wie Bluecode, die ein Gegengewicht zu den anderen Bezahlverfahren bilden können. Gleiches gilt für den Bereich Digitale Identitäten, sowohl für Personen wie auch für Maschinen und Unternehmen. Sollte sich im B2B-Sektor wiederholen, was im B2C-Bereich eingetreten ist, dann haben die deutsche und europäische Wirtschaft ein echtes Problem.
Das Bargeld wird nicht völlig verschwinden; jedenfalls nicht so bald.
Zuerst erschienen auf Bankstil