Der mikroelektronische Formwandel der Kontrollstruktur macht in den »Betrieben« der Zukunft den Umgang, die Steuerung und Monopolisierung von Informationsströmen zu einem Zentralproblem. Es ist nämlich keineswegs nur so, dass die Mitarbeiter für die Betriebe (das Management), sondern auch dass der Betrieb für die Mitarbeiter und die interessierte Umwelt »gläsern« werden könnte. In dem Maße, in dem die Ortsgebundenheit der Produktion durchlöchert und ausgefächert wird, wird die Information zum zentralen Medium, das den Zusammenhang und -halt der Produktionseinheit ermöglicht. Damit gewinnt die Frage Schlüsselcharakter, wer wie, wodurch, in welcher Reihenfolge Informationen über wen, was und wozu erhält. Es ist nicht schwer vorhersehbar, dass in den betrieblichen Auseinandersetzungen der Zukunft diese Machtkämpfe um die Verteilung und Verteilungsschlüssel von Informationsströmen zu einer wesentlichen Konfliktquelle werden. Diese Bedeutung wird noch dadurch unterstrichen, dass nach dem rechtlichen Eigentum auch die faktische Verfügung über Produktionsmittel angesichts der dezentralisierten Produktion ausdifferenziert zu werden und die Kontrolle über den Produktionsprozess wesentlich an dem dünnen Faden der Verfügbarkeit über Informationen und Informationsnetze zu hängen beginnt. Das schließt beileibe nicht aus, dass die Monopolisierung von Entscheidungsbefugnissen anhand von Kapitalkonzentrationen deren wesentlicher Hintergrund bleibt.
Quelle: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne