Die Sparkassen und die ING-DiBa sind verärgert über die Entscheidung des Bundesinnenministeriums, den kostenfrei nutzbaren PIN-Rücksetz- und Aktivierungsdienst auszusetzen[1]Sparkassen kämpfen um elektronische Identität.
Wer den alten Freischaltbrief nicht mehr fand, konnte über die Web-Adresse pin-ruecksetzbrief-bestellen.de einen Einmal-Aktivierungscode per Brief bestellen. Annähernd zwei Millionen Bürgerinnen und Bürger haben von dem Angebot bisher Gebrauch gemacht[2]Wie Nancy Faesers falscher Geiz die Digitalisierung bremst.
Um den Nutzerinnen und Nutzern die Verwendung des Personalausweises für die Online-Identifikation schmackhafter zu machen, beschloss die Regierung im Februar 2022, die Freischaltung für die Aktivierung der Online-Funktion des Personalausweises zu vereinfachen. Damit soll nun am 31.01.24 vorerst Schluss sein.
Vor gut einem Jahr hatte der für die Legitimation zuständige Manager der ING Deutschland, Ronnie Schrumpf, in einem Interview die Banken an ihre Verantwortung für den Erfolg der eID erinnert. “Die ist nun mal der technisch sicherste Weg, sich online zu identifizieren. Viele andere Länder, allen voran die skandinavischen, sind uns da meilenweit voraus. Deutschland muss dringend aufholen. Auch die Bafin sagt ja, dass das hierzulande weit verbreitete Video-Ident-Verfahren nur eine Brückentechnologie ist”[3]Banken bei der Verbreitung der eID in der Pflicht.
Die Sparkassen haben sich im vergangenen Jahr vor von dem Identitätsservice YES, den sie selber initiiert hatten, verabschiedet.
Seitdem favorisieren die Sparkassen, ebenso wie die Geschäftsbanken, die ID-Wallet. Parallel dazu unterstützen die Sparkassen das grenzüberschreitende Zahlungspilotprojekt NOBID.
Berichten zufolge soll die Bundesnetzagentur (BNetzA) planen, das automatisierte Identifikationsverfahren schon bald zu verbieten. Als Begründung werden Sicherheitsbedenken des BSI, die auch mit den neuen Möglichkeiten von KI-Technologien zu tun haben, angeführt. Unter den Vertrauensdienstleistern soll der Ärger daher groß sein.
Weniger problematisch aus Sicht der Banken und Sparkassen ist dagegen der vorläufige Stopp der Smart eID[4]Smart eID kommt jetzt doch nicht. Diese fand bei ihnen nur wenig Anklang. Stattdessen bevorzugen sie, wie bereits erwähnt, die ID-Wallet der Bundesregierung bzw. der EU.
Neu in den Markt für die Online-Identifzierung mittels eID will der IT-Dienstleister adesso einsteigen. Das Unternehmen beabsichtigt, im kommenden Jahr eine eigene eID-Lösung auf den Markt zu bringen, welche die BundID ergänzen soll. Adesso will als nach dem Personalausweisgesetz zertifizierter Identifikationsdienstanbieter einen eigenen eID-Server betreiben. Adesso konzentriert sich jedoch zunächst auf Lösungen für die Smart City.
Kurzum: Wenn die Bundesnetzagentur bei der automatischen Identifizierung den Stecker ziehen sollte, die Smart eID, wenn überhaupt noch, sehr viel später als geplant kommt und die Nutzung der Online-Funktion des Personalausweises wegen der Aussetzung des Rücksetz- und Aktivierungsdienstes weiterhin auf niedrigem Niveau verharrt, dann bleiben für die Banken und Sparkassen nicht mehr allzu viele Optionen. Bei der digitalen Identifizierung arbeitet die Zeit gegen die Banken und Sparkassen – Zeit, die Google, Apple und Samsung für sich nutzen und damit Fakten schaffen.
References
↑1 | Sparkassen kämpfen um elektronische Identität |
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↑2 | Wie Nancy Faesers falscher Geiz die Digitalisierung bremst |
↑3 | Banken bei der Verbreitung der eID in der Pflicht |
↑4 | Smart eID kommt jetzt doch nicht |