Das geplante europäische Ein-/Ausreisesystem (EES) für den Schengen-Raum verzögert sich erneut, wie u.a. in Geplantes EU-Biometriesystem wird zum Desaster zu erfahren ist. Die für November 2024 vorgesehene Einführung des biometrischen Systems für Kurzzeitreisende muss verschoben werden, da Deutschland, Frankreich und die Niederlande die finalen Tests ihrer nationalen Biometriesysteme noch nicht erfolgreich abgeschlossen haben. Zudem äußerte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson “Bedenken hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit des Systems”.
Das EES ist Teil eines größeren Projekts zur Erneuerung von fünf biometrischen Datenbanken für verschiedene Personengruppen und soll Reisende aus Ländern mit visafreien Kurzaufenthalten erfassen, vier Fingerabdrücke und ein Gesichtsbild der Reisenden speichern, Personen identifizieren, die Kurzzeitvisa überziehen oder Identitätsbetrug begehen, sowie das herkömmliche Abstempeln von Pässen ersetzen.
Als mögliche Lösungsansätze wurden eine stufenweise Einführung und ein “Big-Bang-Ansatz” diskutiert, wobei letzterer nun bevorzugt wird. Die Inbetriebnahme könnte sich bis zum Frühjahr 2025 verzögern, frühestens jedoch in drei Monaten erfolgen. Diese Verzögerung wirkt sich auch auf andere Systeme aus: Das Reiseinformations- und -genehmigungssystem (ETIAS) verspätet sich ebenfalls um mindestens sechs Monate, und Verträge mit Firmen für die Erneuerung der Biometrie-Datenbanken müssen verlängert werden.
Personelle Konsequenzen zeigten sich bereits: Die ehemalige eu-LISA-Direktorin Agnès Diallo trat zurück, nachdem sie sich geweigert hatte, den Hauptauftragnehmer Atos für die Verzögerungen haftbar zu machen. Die wiederholten Verzögerungen und technischen Herausforderungen verdeutlichen, dass die Implementierung des EES komplexer ist als ursprünglich angenommen und erhebliche Auswirkungen auf die europäische Grenzkontrolle und Datenverwaltung hat.