Das IE-Framework bietet eine strukturierte Herangehensweise zur Bewertung und Entwicklung digitaler Identitätslösungen in einem sich rasant wandelnden technologischen und regulatorischen Umfeld. Es gliedert sich in fünf zentrale Ebenen, die alle wesentlichen Aspekte des Identitäts-Ecosystems abdecken.


Ebene 1: Markt & Regulierung – Das rechtliche Fundament

Die erste Ebene bildet das regulatorische Grundgerüst, das für jede Identitätslösung von entscheidender Bedeutung ist. Aktuelle Marktentwicklungen werden vor dem Hintergrund etablierter Standards wie eIDAS, ISO, X.509, LEI und SIM bewertet. Besondere Aufmerksamkeit gilt Compliance-Anforderungen in den Bereichen Anti-Geldwäsche (AML), Customer Due Diligence (CDD) und Know Your Customer (KYC).

Datenschutz und Datensouveränität stehen im Zentrum der Betrachtung, ebenso wie zukunftsweisende Entwicklungen wie Central Bank Digital Currencies (CBDC), die European Digital Identity Wallet (EUDI), Smart eID und Bürger-ID-Systeme. Die Bewertungskriterien Rechtskonformität, Interoperabilität und Marktrelevanz gewährleisten, dass Lösungen nicht nur technisch funktionsfähig, sondern auch rechtlich einwandfrei und marktfähig sind.

Ebene 2: Technologie – Das technische Rückgrat

Die technologische Dimension umfasst die Kernkomponenten moderner Identitätssysteme. Biometrie und Kryptografie bilden die Sicherheitsgrundlage, während Cybersecurity-Aspekte den Schutz vor Bedrohungen gewährleisten. Blockchain- und Distributed-Ledger-Technologien (DLT) eröffnen neue Möglichkeiten für dezentrale Identitätsmanagementsysteme.

Das Framework berücksichtigt alle relevanten Komponenten des Identitätsmanagements, von ID-Wallets über Self-Sovereign Identity (SSI) bis hin zu digitalen Signaturlösungen. Standards und Protokolle wie eIDAS und ISO werden als technische Grundlage integriert. Die Bewertung erfolgt anhand von Sicherheit, Skalierbarkeit, Interoperabilität und User Experience – Faktoren, die über den Erfolg einer Technologie entscheiden.

Ebene 3: Anwendungsfälle – Die praktische Umsetzung

Diese Ebene überbrückt die Kluft zwischen Technologie und realem Nutzen. Sie unterscheidet zwischen verschiedenen Zielgruppen: Personen (mit Anwendungen wie Bürger-ID, eID und Seamless Travel), Unternehmen (KYC, Know Your Supplier) und Maschinen (Industrie 4.0, M2M, IoT, Robotik).

Sektorspezifische Anwendungen in Gesundheitswesen, Mobilität, Energie, Finanzwesen und Verwaltung werden ebenso betrachtet wie zukunftsweisende Felder wie Metaverse und KI-Agenten. Die Bewertungskriterien praktische Einsetzbarkeit, Branchenfit, Mehrwert sowie Datenschutz und Vertrauen stellen sicher, dass Lösungen nicht nur funktional, sondern auch nutzerorientiert und vertrauenswürdig sind.

Ebene 4: Innovation & Forschung – Der Blick in die Zukunft

Diese Ebene fokussiert auf die Zukunftsfähigkeit des Identitäts-Ecosystems. Forschungsprojekte, IE-Reports, Interviews und Podcasts liefern Erkenntnisse über kommende Entwicklungen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Identitätsmanagement sowie innovativen Konzepten wie NFTs und digitalen Zwillingen.

EUDI-Wallet Pilotprojekte und die Vernetzung relevanter Persönlichkeiten und Communities werden als Innovationstreiber verstanden. Die Bewertung erfolgt nach Innovationsgrad, Zukunftsrelevanz und Ecosystem-/Community-Anschluss, um sicherzustellen, dass Entwicklungen nicht im luftleeren Raum stattfinden, sondern marktrelevant und vernetzt sind.

Ebene 5: Wirtschaft & Marktfit – Die ökonomische Dimension

Die abschließende Ebene betrachtet die wirtschaftliche Tragfähigkeit und Marktpositionierung. Plattform- und Datenökonomie-Aspekte werden ebenso berücksichtigt wie IAM-Konsolidierungsstrategien. Innovative Geschäftsmodelle wie Seamless Travel als Identity Provider und verschiedene Markteintrittsstrategien werden analysiert.

Die Bewertungskriterien wirtschaftlicher Nutzen, Kosten-/Effizienzpotenzial und Skalierbarkeit im Markt gewährleisten, dass Identitätslösungen nicht nur technisch ausgereift, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich sein können.

Fazit

Das IE Framework bietet einen umfassenden, mehrdimensionalen Ansatz zur Bewertung digitaler Identitätslösungen. Durch die systematische Betrachtung aller fünf Ebenen können Organisationen fundierte Entscheidungen treffen und Lösungen entwickeln, die sowohl den aktuellen Anforderungen als auch zukünftigen Entwicklungen gerecht werden. Das Framework dient als Kompass in der komplexen Landschaft digitaler Identitäten und unterstützt dabei, nachhaltige und erfolgreiche Identitätslösungen zu schaffen.