Die EU zwingt Apple zur Öffnung seines NFC-Chips. Was nach einem technischen Detail klingt, entscheidet darüber, ob wir unsere digitalen Ausweise aus Cupertino bekommen – oder aus Brüssel.
Wenn Apple etwas einführt, wird es zum Standard. Der App Store definierte, wie wir Software nutzen. Apple Pay veränderte das Bezahlen. Und nun steht die nächste Revolution bevor: digitale Identitäten im Smartphone. Doch diesmal spielt Europa nicht mit. Zum ersten Mal in der Geschichte des iPhone zwingt die Europäische Union den Konzern aus Cupertino zu einer fundamentalen Öffnung seiner Plattform. Was auf dem Spiel steht, ist weit mehr als technische Spezifikationen – es ist die Frage, wer in Zukunft kontrolliert, wie wir uns digital ausweisen.
Zwei Visionen, eine Hardware
Apple arbeitet mit Hochdruck an der Integration von Pässen in Apple Wallet. Bereits 2025 sollen US-Bürger ihren Reisepass digital hinterlegen können, nachdem die Funktion im iOS 26 angekündigt wurde. Die Logik ist verführerisch einfach: Warum Plastikkarten mit sich herumtragen, wenn das iPhone alles speichern kann? Doch der Rollout verläuft zäh. Gerade einmal 13 US-Bundesstaaten und Puerto Rico unterstützen digitale Führerscheine in Apple Wallet – Jahre nach der Ankündigung.
Europa hingegen verfolgt einen radikal anderen Ansatz. Mit der EUDI-Wallet (Europäische Digitale Identitäts-Wallet) entsteht ein System, das nicht von einem Konzern kontrolliert wird, sondern auf offenen Standards basiert. Bis Ende 2026 muss jeder EU-Mitgliedsstaat mindestens eine EUDI-Wallet bereitstellen. Bis Ende 2027 müssen große Privatunternehmen – darunter Apple – diese Wallets akzeptieren. Es ist eine Ansage: Europa will nicht Apples Gast sein, sondern Gastgeber.
