Der interoperable Digitale Produktpass (DPP) und das dazu gehörige Ökosystem bilden den Katalysator für die digitale und grüne Transformation. Die Einführung des DPP wird die Art und Weise  verändern, wie die Markteilnehmer über die gesamte Liefer- und Wertschöpfungskette hinweg interagieren[1]Digitaler Produktpass (DPP) – DIN und DKE bereiten den Weg für eine strategische und nachhaltige Bearbeitung des Themas[2]Status Quo: Der digitale Produktpass.

Der Digitale Produktpass soll Informationen zu folgenden Themen enthalten:

  • Identität und Herkunft des Produkts
  • Zusammensetzung und Eigenschaften des Produkts
  • Umweltauswirkungen des Produkts
  • Reparatur- und Recyclingfähigkeit des Produkts

Jeder Bürger soll dann die Möglichkeit haben, die oben beschriebenen Informationen über einen QR-Code oder einen Hyperlink auf dem Produkt abzurufen.

Zugriff auf DPP

Der Zugriff auf den DPP erfolgt durch einen Unique Identifier. Optionen für den Unique Identifier sind beispielsweise QR code, Barcode, RFID, Watermark, NFC,Bluetooth tags.

Batteriepass 

Ein Beispiel aus der Praxis ist der Batteriepass der Global Battery Alliance (GBA)[3]Darum geht’s beim Batteriepass für Elektroautos.

Das Batteriepass-Programm der GBA besteht aus

  • einem globalen Berichtsrahmen, der Regeln für die Messung, Prüfung und Berichterstattung von ESG-Parametern in der gesamten Wertschöpfungskette von Batterien festlegt,
  • einer digitalen ID für Batterien, die Daten und Ausführungen über die ESG-Leistung, die Herstellungsgeschichte und die Herkunft enthält sowie Hinweise zur Verlängerung der Batterielebensdauer sowie zum Recycling umfasst,
  • der Harmonisierung digitaler Systeme zur Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, mit denen Daten in den Batteriepass einfließen,
  • einer digitalen Plattform, die Daten sammelt, austauscht, zusammenstellt und an alle autorisierten Lebenszyklus-Stakeholder weiterleitet, um eine nachhaltige Wertschöpfungskette für Elektrofahrzeug- und stationäre Batterien zu fördern sowie
  • einem Qualitätssiegel für Batterien (basierend auf den an die Plattform gemeldeten Daten), um den Verbrauchern einen verantwortungsvollen Kauf zu erleichtern.
Bild: BMWK
Bild: BMWK

Unterschied Digitaler Produktpass – Digitaler Zwilling[4]Digital Twins VS Digital Product Passports: A Comprehensive Overview by Yellow3

  • Während sich Digitale Zwillinge auf die Echtzeitüberwachung und -optimierung von physischen Vermögenswerten konzentrieren, zielen DPPs darauf ab, eine umfassende und fälschungssichere Aufzeichnung des Lebenszyklus eines Produkts zu liefern.
  • Digitale Zwillinge werden in der Regel in der Fertigungsindustrie, im Gesundheitswesen und in der Stadtplanung eingesetzt. Im Gegensatz dazu lassen sich DPPs auf jedes Produkt anwenden und fördern Transparenz und Nachhaltigkeit in verschiedenen Sektoren.
  • Digitale Zwillinge arbeiten mit dynamischen Daten, die ständig auf der Grundlage der Leistung des physischen Assets aktualisiert werden. DPPs hingegen enthalten statische Informationen über das Produkt, die sicherstellen, dass die Daten konsistent und unverändert bleiben.

Den Unterschieden zum Trotz ist es geboten, den Digitalen Produktpass und den Digitalen Zwilling nicht als Gegensätze aufzufassen und sie stattdessen als Einheit zu betrachten[5]Digitaler Zwilling, Digital Product Passport und Industrie-Initiativen. Der Digitale Zwilling wird wahrscheinlich die Rolle des zentralen Datenmodells für die Produkte über den gesamten Lebenszyklus übernehmen[6]Der virtuelle Zwilling und der digitale Produktpass[7]Industriedaten als Grundlage für Digitalen Produktpass und Digitalen Zwilling nutzen[8]Digitaler Produktpass: Digitale Zwillinge für mehr Nachhaltigkeit im Engineering.

Über den Digitalen Produktpass (DPP) werden Hersteller zukünftig sukzessive verpflichtet, CO2-Fußabdrücke ihrer Produkte auszuweisen. Das können sie aber nur, wenn sie aus ihrer Zuliefererkette die relevanten Daten dafür bekommen. Möglich wird dies über die standardisierte Asset Administration Shell (AAS), die durch Standardisierung ein aufwändiges, weil individuelles Bauen von Schnittstellen erübrigt[9]Digitale Zwillinge brauchen standardisiertes Datenmanagement.

Nachhaltigkeitsreporting

Ab 2026 sind Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern nach der „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) der EU dazu verpflichtet, neue Vorgaben an das Nachhaltigkeitsreporting und die Kreislaufwirtschaft zu erfüllen[10]COMMISSION DELEGATED REGULATION (EU) 2023/2772of 31 July 2023

Vorreiter Österreich 

Besonders aktiv in dem Bereich ist das österreichische Bundesministerium Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), das vor einigen Monaten den Bericht DPP4ALL – A Digital Product Passport for All (2023) veröffentlicht und weiterhin das Leitprojekt Daten-Service-Ökosysteme für den Digitalen Produktpass aufgelegt hat. Erwähnenswert ist das Pilotprojekt R-Cycle. Weiterführende Informationen unter DIGITALER PRODUKTPASS – CHECK-IN.