Während 90 % der Esten ihre nationale elektronische Identität (eID) nutzen, liegt die Nutzung in Deutschland bei unter 10 %. Laut Luukas Ilves, ehemaliger CIO der estnischen Regierung, liegt der Unterschied vor allem in der Benutzerfreundlichkeit der estnischen Software. Ein ähnliches Beispiel ist Belgien, wo nach dem Wechsel auf die benutzerfreundliche Plattform Itsme die eID-Nutzung von 10–20 % auf 80 % stieg[1]Estland als Vorbild: Wie Deutschland von digitaler Transformation profitieren kann.

Ilves, der auch eine Studie zur Digitalisierung in Deutschland und den baltischen Staaten verfasst hat, empfiehlt Deutschland, digitale Identitäts- und Datenaustauschplattformen auch für private und gemeinnützige Bereiche zugänglich zu machen, um die Akzeptanz zu erhöhen. Zudem sollten Datenstandards geschaffen werden, ähnlich wie Estlands X-Road-Protokoll für den Datenaustausch.

Die Vorteile wären erheblich: In Estland liegen die Verwaltungskosten für die Steuererhebung pro Kopf bei nur einem Sechstel der deutschen Ausgaben. Deutschland hat bereits Fortschritte gemacht, etwa durch die geplante Einführung einer digitalen Identitäts-Wallet und die Schaffung eines Ministeriums für Digitalisierung und Staatsmodernisierung.

Gleichzeitig hat auch Estland Herausforderungen: Die neue App Eesti.ee, die digitale Dokumente wie biometrische Pässe für Identitätsprüfungen nutzbar macht, wird von Unternehmen bisher nur zögerlich akzeptiert. Seit der Einführung im Dezember wurde die App lediglich 52.000 Mal heruntergeladen. Estland zeigt jedoch, wie zentralisierte, benutzerfreundliche digitale Lösungen langfristig Erfolg haben können.