Zwei Ausschüsse des EU-Parlaments haben gestern mit großer Mehrheit dafür plädiert, dass Personen, die Kryptowährungen erwerben, unabhängig vom Gegenwert identifiziert werden müssen. Transfers von Kryptozahlungen sollen damit vollständig nachverfolgbar sein[1]Bitcoin & Co.: EU-Abgeordnete stimmen für Aus anonymer Kryptozahlungen.

Davon betroffen wären auch Nutzer sog. ungehosteter Krypto-Geldbörsen[2]“Unhosted Wallets” kommen ohne Intermediäre wie Börsen oder Kryptowerte-Dienstleister (Custodians) aus. Sie werden von den Nutzern in Eigenregie verwahrt. Diese müssen ebenso wie bei der Eröffnung eines Bankkontos per Name und Anschrift identifiziert und verifiziert werden. Damit müssten Krypto-Unternehmen Transaktionen mit nicht gehosteten Wallets künftig voraussichtlich ablehnen, da es für kaum eine Möglichkeit gibt, die Identität der Nutzer zu überprüfen.

Kritiker bemängeln, dass mithilfe sogenannter Chain-Analyse-Tools schon jetzt die Möglichkeit besteht, betrügerisches Verhalten über die Blockchain aufzuspüren. Der Chef der Krypotbörse Binance sagte kürzlich, dass Regierungen auf der ganzen Welt sehr geschickt darin seien, Kryptozahlungen zu verfolgen[3]Binance founder says cryptocurrencies won’t help Russia evade sanctions.

So gesehen erleichtern Kryptowährungen und Kryptobörsen den Ermittlungsbehörden die Arbeit. Ein Punkt, auf den Marc Andreessen bereits vor Jahren hinwies[4]“Die Wirtschaftswelt der Zukunft. Wie Fortschritt unser komplettes Leben umkrempeln wird” von Alec Ross

Wenn jemand glaubt, dass Bitcoin Transaktionen einfacher macht, die nicht von der Regierung überwacht werden können, liegt er hundertprozentig daneben. Alle Transaktionen finden in der Öffentlichkeit statt. Jeder kann sich das gesamte Hauptbuch ansehen und verifizieren, wem das gehört. Wenn Sie also eine Polizeibehörde sind oder ein Nachrichtendienst, können Sie auf diesem Weg viel einfacher den Geldfluss nachvollziehen als beim Bargeld. Insofern erwarte ich, dass die Polizei und die Nachrichtendienste letztlich für Bitcoin sein werden und die Libertären letztlich gegen Bitcoin.

Die endgültige Form der Rechtsvorschriften, über die noch mit dem Ministerrat verhandelt werden muss, soll bis zum Sommer stehen.

References

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1 Bitcoin & Co.: EU-Abgeordnete stimmen für Aus anonymer Kryptozahlungen
2 “Unhosted Wallets” kommen ohne Intermediäre wie Börsen oder Kryptowerte-Dienstleister (Custodians) aus. Sie werden von den Nutzern in Eigenregie verwahrt
3 Binance founder says cryptocurrencies won’t help Russia evade sanctions
4 “Die Wirtschaftswelt der Zukunft. Wie Fortschritt unser komplettes Leben umkrempeln wird” von Alec Ross