Von Ralf Keuper
Wer sich heutzutage im Internet bewegt, wird, wenn er etwas bestellen oder Informationsmaterial anfordern will, dazu aufgefordert, sich auszuweisen. Manchmal reicht dazu das sog. Social-Login wie von facebook oder Google aus; wer dagegen ein Konto bei einer Bank eröffnen will, muss die dazu nötigen Dokumente, wie den Personalausweis, vorlegen. Heute braucht man dazu nicht mehr persönlich bei der Bank erscheinen. Es besteht die Möglichkeit der Fernidentifizierung, d.h. die Feststellung der Identität des Antragstellers erfolgt online per Video. Je nach Sicherheitsstufe und Transaktionsart kann die Identifizierung auch vollautomatisch durchgeführt werden. Damit eröffnen sich für verschiedene Branchen (Automobil, Handel, Banking, Versicherungswesen, Telekommunikation, Gaming und Sharing Economy) neue Möglichkeiten Kunden zu gewinnen, ohne dabei ein Risiko eingehen zu müssen, wie in Form gefälschter Ausweise oder falscher Angaben zur Person. Insofern überrascht es nicht, wenn die Unternehmensberatung McKinsey davon ausgeht, dass der Markt für Identitätsdienstleistungen (ID-verification as a service) bis 2022 von derzeit 10 auf 20 Mrd. Dollar steigen wird.
Technologieführer IDnow
Einer der weltweit führenden Anbieter bei rechtssicheren Identifizierungsservices ist IDnow aus München. Auf diesem Blog gaben Sebastian Bärhold, einer der Gründer von IDnow, und der CEO Rupert Spiegelberg in getrennten Interviews einen Einblick in die Unternehmens- und Produktphilosophie. Erst vor wenigen Monaten wurde IDnow in die RegTech 100 – Liste 2019 aufgenommen. Bei IDnow wertet man diese Auszeichnung als Beleg der eigenen Technologieführerschaft, wie zuletzt durch die Kooperation mit Giesecke & Devrient. Ziel der Kooperation ist die Entwicklung und Vermarktung von leistungsstarken, Biometrie- und KI-gestützten Produkten zur digitalen Identifizierung. Je nach Geschäftsart und den regulatorischen Bestimmungen (KYC, AML) reicht das Spektrum entlang von 5 Sicherheitsstufen von der vollautomatischen Identifizierung bis hin zum Video-Ident-Verfahren (ID-Überprüfung, Personen-Überprüfung, Hologramm-Erkennung, Mitarbeiterprüfung, Video-Überprüfung). Nach eigener Aussage verfügt IDnow damit über die umfassendsten Verifikationsmöglichkeilten im Markt.
Mit der Eröffnung einer neuen Niederlassung in Paris will IDnow seine Expansion fortsetzen.
Weltweit noch großes Potenzial
IDnow ist in der Lage, 350 Ausweisdokumente aus 193 Ländern zu verarbeiten. Insofern reicht der Aktionsradius weit über Deutschland und Europa hinaus. Prinzipiell könnten 7 Mrd. Menschen mit IDnow identifiziert werden. Wie eine aktuelle Studie von McKinsey zeigt, verfügen derzeit weltweit 1 Mrd. Menschen über keine digitale Identität; weitere 3,2 Mrd. Menschen haben keine Möglichkeit, ihre Identität auf digitalem Weg zu verifizieren. Hier besteht also noch viel Potenzial für digitale Identifizierungsservices.
Rechtssichere Verträge medienbruchfrei abschließen
Es zeichnet sich ab, dass in Zukunft die digitale Signatur, das Dokumentenmanagement und die Digitale Identität zusammenwachsen. Mit der Umsetzung der eIDAS Verordnung ist es möglich, EU-weit rechtssichere elektronische Transaktionen durchzuführen. Dabei wird anhand einer Qualifizierten Elektronischen Signatur (QES), wie mit IDnoweSign, die Identität des Unterzeichners festgestellt. Verträge können daher in wenigen Minuten ohne Medienbruch abgeschlossen werden, was sich positiv auf die Abschlussquote und die Konversationsrate auswirkt.
Standortvorteil Europa
Die Regulierungsdichte in Europa wird häufig für die schleppend verlaufende Digitalisierung verantwortlich gemacht. Das gilt in besonderer Weise für das Thema Datenschutz. Allerdings kann gerade das Thema Datenschutz wie überhaupt Compliance ein Standortvorteil in der Digitalökonomie sein. Für Apple-Chef Tim Cook etwa hat die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) Vorbildcharakter. Rupert Spiegelberg, CEO von IDnow, sieht in der europäischen Regulierung daher auch Vorteile:
We’re in Europe, and it’s more regulated and there’s a much higher threshold for regulators to approve a new service. The good news is that forces companies like ours to up our game and make sure the security side meets these higher standards (in: How Munich’s IDNow uses AI and biometrics to enable mobile authentication).
Es ist davon auszugehen, dass in der Datenökonomie Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit sowohl für Personen wie auch für Unternehmen eine strategische, wettbewerbskritische Bedeutung erlangen. Daten oder Informationen sind neben Boden, Kapital und Arbeit der neue Produktionsfaktor. Für Dave Birch ebenso wie für Rupert Spiegelberg sind Digitale Identitäten die neue Währung “Identity is the new money“. Wer in der digitalen Ökonomie von den Kunden als vertrauenswürdiger und verlässlicher Partner wahrgenommen werden will, ist demnach gut beraten, sich dabei auf Lösungen zu stützen, welche die höchsten Standards erfüllen.