Europa verdankt seinen wirtschaftlichen Aufstieg zu weiten Teilen seiner dezentralen Gliederung, die für eine Machtbalance und den nötigen Wettbewerb sorgte. Diese Prinzipien gilt es in der Datenökonomie wiederzubeleben, damit das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, der Mittelstand, weiterhin wettbewerbsfähig bleibt.  

Von Ralf Keuper 

Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert war Europa, so der Historiker Jacques Le Goff, Schauplatz einer Kommerziellen Revolution[1]Kaufleute und Bankiers im Mittelalter. In den Städten entlang der Handelsrouten entstanden Geschäfte, Märkte und Umschlagplätze für Waren. Käufer und Verkäufer konnten die Waren direkt untereinander zu festen Konditionen austauschen. Die Städte legten lediglich die Marktordnungen fest. Mit der Zeit bildete sich ein leistungsfähiges Netzwerk von ineinander verflochtenen Marktveranstaltungen; Großhandel und Kleinhandel, regionale und branchenmäßige Spezialisierungen, alles fand auf dem passenden Markt statt.

Digitale Plattformen ersetzen den Marktplatz

Heute übernehmen häufig digitale Plattformen die Vermittlerfunktion des Marktes. Sie sind die Verkehrsknotenpunkte, die sich entlang der Neuen Gewürzstraßen gebildet haben[2]Aktuelle Zahlen und Umfrageergebnisse von PayPal geben Auskunft über die „neuen Gewürzstraßen“. Netzwerkeffekte ermöglichen es ihnen, Angebot und Nachfrage über Branchen- und Ländergrenzen hinweg zusammenzuführen und sich zwischen die Käufer und Verkäufer zu platzieren. Um Zutritt zu den Plattformen zu bekommen, müssen Käufer und Verkäufer die Geschäftsbedingungen und technischen Anforderungen  des Betreibers akzeptieren, wie beim App Store von Apple oder auf dem Amazon Marketplace. Dadurch können Unternehmen und Endkunden schnell in ein Abhängigkeitsverhältnis (Lock-in-Effekt) geraten.

Datenmarktplätze als neues Phänomen

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