Von Ralf Keuper

Um nicht noch mehr in die Abhängigkeit der großen Technologiekonzerne zu geraten, die dabei sind, sich mit ihren Apps und Sprachassistentinnen im Auto festzusetzen, wird VW am 1. Juli mit der Entwicklung seiner Digital-Plattform VW.OS beginnen[1]Volkswagen entwickelt eigene Digital-Plattform VW.OS. Damit will Volkswagen die “komplette Fahrzeugarchitektur” inklusive Elektronik  selbst kontrollieren. Für die neue Konzerneinheit Car.Software stehen in den kommenden Jahren ca. 7 Mrd. Euro zur Verfügung. Bis 2025 sollen 10.000 Softwareentwickler in der Einheit arbeiten. Momentan werden in den Autos der Kernmarke Volkswagen 70 Steuergeräte mit der Software von 200 verschiedenen Herstellern verknüpft werden. Bis zum Jahr 2025 soll der Eigenanteil auf 60 Prozent gesteigert werden[2]Wo Tesla den Deutschen meilenweit voraus ist.

Auf die Dauer soll um VW.OS ein digitales Ökosystem entstehen, in dem die Daten dem die Daten “zwischen den Smartphones oder Tablets der Kunden, den Anwendungen im Auto, dem Hersteller, Händlern und weiteren Dienstleistern ausgetauscht werden”[3]ebd..

So weit, so gut.

Skeptisch zeigt sich indes der ehemalige F&E-Vorstand Peter Mertens[4]Peter Mertens, Ex Leiter F&E Audi AG: “Wir haben geschlafen (…) es wird blutig!”.

Der Versuch des VW-Konzerns, 10.000 IT-Ressourcen in einer neuen Organisation zu zentralisieren, um die Software-Probleme des ID.3 zu lösen, die 100, vielleicht sogar nur 50 gute Software-Ingenieure lösen könnten, ist ein Zeugnis dafür, dass man bis heute Software nicht wirklich versteht.

Bei VW scheint man nach dem Motto zu verfahren: Viel hilft viel!

Auf die Tücken großer Softwareprojekte machte Fred Brooks in The Mythical Man-Month: Essays on Software Engineering aufmerksam. Ein Konzern alleine, auch nicht VW, wird es schaffen, sich als eine der wenigen Plattformen der Automobilindustrie zu etablieren. Es bleibt bei einer proprietären Lösung, die außerhalb des VW-Universums kaum auf große Resonanz stoßen wird.

Apple und Google lassen sich kaum noch aus dem Auto verdrängen. Sie sind derzeit strategisch deutlich besser aufgestellt, da sie die digitalen Kontaktpunkte dominieren, u.a. mit ihren App Stores und mobilen Betriebssystemen. Das iPhone wird demnächst zum Autoschlüssel[5]iOS 14 erfindet Homescreen, Autoschlüssel und Apps neu.